"Es
sind keine idyllischen Palmenlandschaften, keine gemächlichen Autofahrten
und auch keine herzzerreißenden Tierporträts, die uns die Künstlerin
vorsetzt, sondern sie verlangt uns ab, den gefährlichen Sturm, den
demolierten Wagen und das verwundete Reh zu entdecken und provoziert in
uns ein Verlangen nach Bildwahrheit."
"Den
Menschen - ich saqe nicht, wieder in Einklang mit der Natur zu bringen,
aber ihn hin zum Guten, Natürlichen, auf seine Lebenszeit begrenzte
Möglichkeitsspur zu führen, ist die Absicht dieser Bilder, die
sich immer wieder neu lesen lassen. Silvia Suns Bildwelt speist sich aus
existentiellen Themen, die in Verknüpfung mit Musik, Sprache und
Schrift wandelbar und mannigfaltig deutbar sind."
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Geboren
in Gmunden, aufgewachsen am Waldsaum, mit Blick auf den Traunstein, dessen
schroffe Höhen sich in den unergründlichen Tiefen des Sees spiegeln.
Zuweilen beleuchtet die Sonne den Berg und taucht ihn in glühendes
Rot.
Der Berg, den ich nicht erklimmen kann (Höhenangst!); die erfrischende
Kühle des tiefgründigen, dunklen Sees; Bäume, der Wald
und Tiere haben mich von Kindheit an begleitet und inspirieren mich in
meiner künstlerischen Arbeit, die von Dichotomien durchdrungen ist
und sich vor allem im Spannungsfeld von Natur und Kultur, Wildnis und
Zivilisation bewegt.
Die Wälder mit ihren Baumwipfeln und Bodensätzen sind "Ursprung
und Spiegel der Kultur". Schon in archaischen Zeiten wurden die Wälder
als etwas betrachtet, das der menschlichen Welt vorausgeht. "Die
menschliche Zivilisation rodete sich ihren Raum inmitten unermesslicher
Urwälder. Und dennoch: obwohl der Wald immer weiter zurückweichen
musste, hat er im Fühlen und Denken der Menschen nichts von seiner
Faszination verloren."
"Für die Phantasie war und ist er die Projektionsfläche
der Sehnsüchte und Ängste, der Idealisierungen und Dämonisierungen:
ein Reich dunkler Mächte oder die Heimstatt des Guten, ein Zufluchtsort
oder eine Quelle der Gefahr. Im Wald spiegelt sich der Zustand der Kultur."
(Robert Pogue Harrison: Wälder).
Die
Bäume, Ursprung und Spiegel aller Zivilisationen, lassen sich mit
der ganzen Bandbreite menschlicher Emotionen in Verbindung bringen: bedrohliche
Angst vor der Wildnis, dem Wildwuchs, dem Kontrollverlust, der Sehnsucht
nach Perfektion; Einheit mit Natur, Glück und Euphorie. Wildnis ist
um uns und stets in uns; wie viel Spielraum gewähren wir der Natur,
wie viel "Wildwuchs" lassen wir z.B. am eigenen Körper
zu? Letzter Aspekt zeigt die starke Verwobenheit der Gegensätze von
Kultur und Natur.
Silvia is my name, she who comes from the trees: Bäume faszinieren
mich, nicht nur aufgrund meines Namens; vor allem die sturmbewegten Palmen
berühren mich mit ihrer Standhaftigkeit und Schönheit. Meine
stürmischen Palmenbilder verweisen auf die aktuellen geopolitischen
Gefahren; die heftig in schweren Stürmen und Orkanen hin und her
bewegten Palmen bleiben standhaft, entwurzeln nicht; sie demonstrieren
die unerschütterliche und überwältigende Kraft der Natur.
Palmen sind für mich ein Symbol der Stärke, Widerstandskraft
und Hoffnung - auch in dystopischen Zeiten.
"The time is out of joint", spricht Hamlet. Meine Kunst spiegelt
den gegenwärtigen Zustand der Welt wider, die wie zu Shakespeares
Zeiten aus den Fugen geraten scheint. Die meisten meiner Arbeiten kommentiere
ich am Werk mit aktuellen Medienzitaten, Gedichtzeilen, Songtexten und
Gedanken. Viele Bilder sind mit einer gewissen Spannung geladen, die mit
der Sehnsucht nach Stille und dem Wunsch nach einem friedvollen Sein in
und mit der Natur und der Welt kontrastiert. Hier zeigt sich erneut mein
Hang zu Dualismus und Gegensätzen, der sich auch in der Wahl der
unterschiedlichsten künstlerischen Techniken offenbart:
Malerei, Zeichnung, Collagen, Objekte, Photographien; ich arbeite mit
Acryl, Öl, Bleistift, Marker, Kunstharz, Zecken und Fundstücken.
Gelegentlich werden Bildträger mit meinen Photographien bedruckt
und durch Übermalung oder Abkratzung neu akzentuiert.
Bildmotive
sind Bäume, Landschaften, the Berg (Traunstein!), Vulkane, Himmel,
Horizonte.
Tiere des Waldes, des Wassers, der Luft: Bambi, Deer, Fuchs, Bunnies,
Aale, Hai, Sylviae-Vögel und andere; Katzen, of course; und Dinosaurier
- Symbol für Aussterben, Vergänglichkeit;
Manifestationen der Zivilisation wie Fassaden, Häuser, Container,
Automobile.
Dichter wie Thomas Bernhard (mein frühkindlicher Nachbar in Ohlsdorf);
Georg Trakl; Sigmund Freud. Romy Schneider; Tanzende, Tauchende; Stillsessionen.
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Born in Gmunden,
raised on the edge of the forest, with a view of the Traunstein, whose
rugged heights are reflected in the unfathomable depths of the lake. At
times the sun illuminates the mountain and bathes it in glowing red.
The mountain which I cannot climb (fear of heights!); the refreshing coolness
of the deep, dark lake; trees, the forest and animals have accompanied
me since childhood and inspire me in my artistic work, which is permeated
by dichotomies and is situated above all in the tensions between nature
and culture, wilderness and civilisation.
"Human civilisation cleared its space amidst immeasurable primeval
forests. And yet: although the forest has had to recede further and further,
it has lost none of its fascination in people's feelings and thoughts."
"For the imagination, it was and is the projection surface of longings
and fears, of idealisations and demonisations: a realm of dark powers
or the home of good, a place of refuge or a source of danger. The state
of culture is reflected in the forest."
(Robert Pogue Harrison: Forests).
The trees,
the origin and mirror of all civilisations, can be associated with the
whole range of human emotions: threatening fear of the wilderness, rampant
growth, loss of control, longing for perfection; unity with nature, happiness
and euphoria. Wilderness is around us and always within us; how much leeway
do we allow nature, how much "wild growth" do we allow, for
example, on our own bodies? The latter aspect shows the strong interweaving
of the opposites of culture and nature.
Silvia is my name, she who comes from the trees: Trees fascinate me, not
only because of my name; especially the stormy palm trees touch me with
their steadfastness and beauty. My turbulent palm paintings refer to the
current geopolitical dangers; the palms moving violently back and forth
in heavy storms and hurricanes remain steadfast, do not uproot; they demonstrate
the unshakable and overwhelming power of nature. For me, palm trees are
a symbol of strength, resilience and hope - even in dystopian times.
"The time is out of joint", says Hamlet. My art reflects the
current state of the world, which seems to be out of joint as in Shakespeare's
time. I comment on most of my pictures on the work itself with current
media quotes, lines of poetry, song lyrics and thoughts. Most of my paintings
have a certain inherent tension , which contrasts with the longing for
silence and the desire for a peaceful being in and with nature and the
world. Here, once again, my penchant for dualism and contrasts is evident,
which is also revealed in my choice of the most diverse artistic techniques:
Painting, drawing, collages, objects, photographs; I work with acrylic,
oil, pencil, marker, resin, ticks and found objects. Occasionally, mediums
are printed with my photographs and accentuated anew by painting over
or scratching off.
Motifs are
trees, landscapes, "my" mountain (Traunstein!), volcanoes, the
sky, horizons;
Animals of the forest, the water, the air (Bambi, Deer, Fox, Bunnies,
Eels, Shark, Sylviae Birds and others); cats, of course; and Dinosaurs
- symbol of extinction and transience;
Manifestations of civilisation like facades, houses, containers, automobiles.
Poets like Thomas Bernhard (my early childhood neighbour in Ohlsdorf)
and Georg Trakl; Sigmund Freud. Romy Schneider; dancers. divers. Nursing
sessions.
(Silvia
Sun, January 2023, Linz)
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