Mag. Eva Maria Manner, Direktion Kultur des Landes OÖ anlässlich der Ausstellungseröffnung "Drive safely, darling" in der Galerie der Kunstschaffenden, Linz, 2018:

"Es sind keine idyllischen Palmenlandschaften, keine gemächlichen Autofahrten und auch keine herzzerreißenden Tierporträts, die uns die Künstlerin vorsetzt, sondern sie verlangt uns ab, den gefährlichen Sturm, den demolierten Wagen und das verwundete Reh zu entdecken und provoziert in uns ein Verlangen nach Bildwahrheit."

"Den Menschen - ich saqe nicht, wieder in Einklang mit der Natur zu bringen, aber ihn hin zum Guten, Natürlichen, auf seine Lebenszeit begrenzte Möglichkeitsspur zu führen, ist die Absicht dieser Bilder, die sich immer wieder neu lesen lassen. Silvia Suns Bildwelt speist sich aus existentiellen Themen, die in Verknüpfung mit Musik, Sprache und Schrift wandelbar und mannigfaltig deutbar sind."

silvia sun palms

"The time is out of joint. Die Welt ist aus den Fugen geraten.

Was für Shakespeares Hamlet galt, gilt längst für uns. Schärfen wir unsere Sinne und fokussieren wir - jeder für sich - das Wichtige im Leben."

Silvia Sun, Jänner 2023, Linz:

Geboren in Gmunden, aufgewachsen am Waldsaum, mit Blick auf den Traunstein, dessen schroffe Höhen sich in den unergründlichen Tiefen des Sees spiegeln. Zuweilen beleuchtet die Sonne den Berg und taucht ihn in glühendes Rot.
Der Berg, den ich nicht erklimmen kann (Höhenangst!); die erfrischende Kühle des tiefgründigen, dunklen Sees; Bäume, der Wald und Tiere haben mich von Kindheit an begleitet und inspirieren mich in meiner künstlerischen Arbeit, die von Dichotomien durchdrungen ist und sich vor allem im Spannungsfeld von Natur und Kultur, Wildnis und Zivilisation bewegt.


Die Wälder mit ihren Baumwipfeln und Bodensätzen sind "Ursprung und Spiegel der Kultur". Schon in archaischen Zeiten wurden die Wälder als etwas betrachtet, das der menschlichen Welt vorausgeht. "Die menschliche Zivilisation rodete sich ihren Raum inmitten unermesslicher Urwälder. Und dennoch: obwohl der Wald immer weiter zurückweichen musste, hat er im Fühlen und Denken der Menschen nichts von seiner Faszination verloren."
"Für die Phantasie war und ist er die Projektionsfläche der Sehnsüchte und Ängste, der Idealisierungen und Dämonisierungen: ein Reich dunkler Mächte oder die Heimstatt des Guten, ein Zufluchtsort oder eine Quelle der Gefahr. Im Wald spiegelt sich der Zustand der Kultur."

(Robert Pogue Harrison: Wälder).

Die Bäume, Ursprung und Spiegel aller Zivilisationen, lassen sich mit der ganzen Bandbreite menschlicher Emotionen in Verbindung bringen: bedrohliche Angst vor der Wildnis, dem Wildwuchs, dem Kontrollverlust, der Sehnsucht nach Perfektion; Einheit mit Natur, Glück und Euphorie. Wildnis ist um uns und stets in uns; wie viel Spielraum gewähren wir der Natur, wie viel "Wildwuchs" lassen wir z.B. am eigenen Körper zu? Letzter Aspekt zeigt die starke Verwobenheit der Gegensätze von Kultur und Natur.


Silvia is my name, she who comes from the trees: Bäume faszinieren mich, nicht nur aufgrund meines Namens; vor allem die sturmbewegten Palmen berühren mich mit ihrer Standhaftigkeit und Schönheit. Meine stürmischen Palmenbilder verweisen auf die aktuellen geopolitischen Gefahren; die heftig in schweren Stürmen und Orkanen hin und her bewegten Palmen bleiben standhaft, entwurzeln nicht; sie demonstrieren die unerschütterliche und überwältigende Kraft der Natur. Palmen sind für mich ein Symbol der Stärke, Widerstandskraft und Hoffnung - auch in dystopischen Zeiten.


"The time is out of joint", spricht Hamlet. Meine Kunst spiegelt den gegenwärtigen Zustand der Welt wider, die wie zu Shakespeares Zeiten aus den Fugen geraten scheint. Die meisten meiner Arbeiten kommentiere ich am Werk mit aktuellen Medienzitaten, Gedichtzeilen, Songtexten und Gedanken. Viele Bilder sind mit einer gewissen Spannung geladen, die mit der Sehnsucht nach Stille und dem Wunsch nach einem friedvollen Sein in und mit der Natur und der Welt kontrastiert. Hier zeigt sich erneut mein Hang zu Dualismus und Gegensätzen, der sich auch in der Wahl der unterschiedlichsten künstlerischen Techniken offenbart:
Malerei, Zeichnung, Collagen, Objekte, Photographien; ich arbeite mit Acryl, Öl, Bleistift, Marker, Kunstharz, Zecken und Fundstücken. Gelegentlich werden Bildträger mit meinen Photographien bedruckt und durch Übermalung oder Abkratzung neu akzentuiert.

Bildmotive sind Bäume, Landschaften, the Berg (Traunstein!), Vulkane, Himmel, Horizonte.
Tiere des Waldes, des Wassers, der Luft: Bambi, Deer, Fuchs, Bunnies, Aale, Hai, Sylviae-Vögel und andere; Katzen, of course; und Dinosaurier - Symbol für Aussterben, Vergänglichkeit;
Manifestationen der Zivilisation wie Fassaden, Häuser, Container, Automobile.
Dichter wie Thomas Bernhard (mein frühkindlicher Nachbar in Ohlsdorf); Georg Trakl; Sigmund Freud. Romy Schneider; Tanzende, Tauchende; Stillsessionen.

Born in Gmunden, raised on the edge of the forest, with a view of the Traunstein, whose rugged heights are reflected in the unfathomable depths of the lake. At times the sun illuminates the mountain and bathes it in glowing red.
The mountain which I cannot climb (fear of heights!); the refreshing coolness of the deep, dark lake; trees, the forest and animals have accompanied me since childhood and inspire me in my artistic work, which is permeated by dichotomies and is situated above all in the tensions between nature and culture, wilderness and civilisation.
"Human civilisation cleared its space amidst immeasurable primeval forests. And yet: although the forest has had to recede further and further, it has lost none of its fascination in people's feelings and thoughts."
"For the imagination, it was and is the projection surface of longings and fears, of idealisations and demonisations: a realm of dark powers or the home of good, a place of refuge or a source of danger. The state of culture is reflected in the forest.
"
(Robert Pogue Harrison: Forests).

The trees, the origin and mirror of all civilisations, can be associated with the whole range of human emotions: threatening fear of the wilderness, rampant growth, loss of control, longing for perfection; unity with nature, happiness and euphoria. Wilderness is around us and always within us; how much leeway do we allow nature, how much "wild growth" do we allow, for example, on our own bodies? The latter aspect shows the strong interweaving of the opposites of culture and nature.
Silvia is my name, she who comes from the trees: Trees fascinate me, not only because of my name; especially the stormy palm trees touch me with their steadfastness and beauty. My turbulent palm paintings refer to the current geopolitical dangers; the palms moving violently back and forth in heavy storms and hurricanes remain steadfast, do not uproot; they demonstrate the unshakable and overwhelming power of nature. For me, palm trees are a symbol of strength, resilience and hope - even in dystopian times.


"The time is out of joint", says Hamlet. My art reflects the current state of the world, which seems to be out of joint as in Shakespeare's time. I comment on most of my pictures on the work itself with current media quotes, lines of poetry, song lyrics and thoughts. Most of my paintings have a certain inherent tension , which contrasts with the longing for silence and the desire for a peaceful being in and with nature and the world. Here, once again, my penchant for dualism and contrasts is evident, which is also revealed in my choice of the most diverse artistic techniques:
Painting, drawing, collages, objects, photographs; I work with acrylic, oil, pencil, marker, resin, ticks and found objects. Occasionally, mediums are printed with my photographs and accentuated anew by painting over or scratching off.

Motifs are trees, landscapes, "my" mountain (Traunstein!), volcanoes, the sky, horizons;
Animals of the forest, the water, the air (Bambi, Deer, Fox, Bunnies, Eels, Shark, Sylviae Birds and others); cats, of course; and Dinosaurs - symbol of extinction and transience;
Manifestations of civilisation like facades, houses, containers, automobiles.
Poets like Thomas Bernhard (my early childhood neighbour in Ohlsdorf) and Georg Trakl; Sigmund Freud. Romy Schneider; dancers. divers. Nursing sessions.

(Silvia Sun, January 2023, Linz)